Muss ich mir einen neuen Sport suchen?

Korrupte Funktionäre, undurchsichtige Verbände, Klubs die für Menschen über 100 Millionen Euro ausgeben und Medien, die für eine Schlagzeile alles tun. Nein, so ist der moderne Profifußball ist nicht mehr meine Welt. Deshalb habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mir einen neuen Lieblingssport suchen muss. Zum Glück lautet die Antwort: Nein!

Um eines klarzustellen: Ich bin weder 50 Jahre alt, noch habe ich den Fußball in früheren Jahren kennengelernt. Das alles brauche ich aber auch nicht um zu wissen, dass ich mit der aktuellen Entwicklung im Weltfußball nichts mehr anfangen kann. Sicher, ein Schuss Romantik schwingt in meinen Gedanken gewiss auch mit, aber es gibt ihn noch den wahren und echten Fußballgeist. In den großen Stadien und modernen Fußballarenen findet man ihn aber nicht!

Der aktuelle Höhepunkt des Wahnsinns: 45 Millionen Euro für einen 16-Jährigen Teenager! Noch dazu hat er 8 Millionen Handgeld kassiert, damit er bei Real Madrid und nicht irgendeinem anderen Klub unterschreibt. 8 Millionen. Das sind Summen, die ein Bauarbeiter, der jeden Tag acht Stunden hart arbeitet um sich und seine Familie zu ernähren, in seinem ganzen Leben nicht im Traum sehen wird. Umso trauriger, dass es im großen Fußballgeschäft mittlerweile Peanuts geworden sind. Dabei sind es auch die Fans, die einfachen Leute, die den Profifußball finanzieren. Sie kaufen Eintrittskarten, bezahlen das Pay-TV-Abonnement um die geliebten Stars am Samstag-Abend im Fernsehen sehen zu können und spendieren dem Patenkind zum Geburtstag ein neues, 80 Euro teures, Trikot seines Lieblingsspielers.

Wo führt es hin, wenn ein Fußballtrikot für Kinder 80 Euro kostet?

Der Profifußball ist mittlerweile so weit von der Basis entfernt, wie die Erde vom Mond. Sicher, man kann ihn sehen. Immer und überall sogar. Man kann über ihn reden, aber verstehen wie er funktioniert, das tun die Wenigsten. Wie auch, wenn Unternehmen ganze Fußballvereine zu Werbezwecken benutzen und Weltmeisterschaften nicht mehr nach sportlicher und organisatorischer Kompetenz, sondern an den Höchstbietenden vergeben werden? Der Profifußball ist mittlerweile so undurchsichtig geworden, wie die Sichtschutz-Planen, die Pep Guardiola über die Trainingsfelder seiner Bayern spannen ließ. Hie und da erhaschte doch jemand einen kleinen Blick auf den heiligen, grünen Rasen – genauso ist es jetzt mit einem Blick hinter die schmierigen Kulissen. Dann nämlich, wenn Footballleaks etwas aufdeckt. Zuletzt war das bei Paris SG und Angel di Maria der Fall.

Nein, ganz vom Profifußball abwenden werde ich mich nicht. Dafür liebe ich diesen Sport einfach zu sehr. Aber öfters Mal einen Blick zum Amateurklub um die Ecke zu werfen kann nicht schaden. Dort, wo es noch ein Schnitzel und ein Bier gibt und wo eine Eintrittskarte nicht 45 Euro kostet. Wo man die Spieler nach den 90 Minuten an der Bar und nicht mit Armani-Handtäschchen und Anzug im 5-Sterne-Restaurant findet. Und dort, wo noch mit Herzblut und Liebe zum Verein gekickt wird. Dort, wo nach dem Schlusspfiff die Kinder auf den Rasen stürmen und spielen dürfen.

In meinen Augen ist es das, was den Fußball ausmacht. Sollten auch hier eines Tages die bunten Scheine die Überhand über den Sport gewinnen, dann werde ich mir eine neue Sportart suchen. Vielleicht ist Senioren-Boccia oder Eisstockschießen eine Idee. Oder geht es da auch schon um Milliarden?

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